Wanderweg 63 

 


Der Wanderweg 63 ist ein kurzer, aber interessanter Rundwanderweg. 

Der Start ist beliebig von der Liborius-Kapelle aus, vom Ortsteil Fölkenbach oder in Echternacherbrück die Bergstraße aufwärts.


link zum Naturpark Südeifel -Wanderweg 63 mit gpx-Daten und .pdf-Datei



Die Liborius-Kapelle erreichen Sie mit dem PKW  via  L4  Ernzen; Parken am Ernzer Hof


Liborius-Kapelle
Die erste Kapelle am heutigen Standort wurde dem heiligen Liborius (Helfer bei Steinleiden) durch Spenden von dem 66. Abt der Abtei Echternach, Phillipe de la Neuforge, erbaut und am 23.Juli 1680 geweiht.  Dieser Bau ersetzte einen baufällige Kapellenbau der noch 1824 auf der „ Tranchot-Müffling-Karte“ eingezeichnet ist. Anlass zu ihrer Errichtung soll die Überführung der Gebeine des heiligen Liborius von Le Mans in Frankreich nach Paderborn im Jahre 836 gewesen sein.


Karte mit dem Standort der ersten Kapelle


Liborius-Kapelle ab 1901




Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ersetzte der Eifel-Verein Echternacherbrück zusammen mit dem Verschönerungsverein Echternach den baufälligen Vorgängerbau. Im Kriegsgeschehen 1944 / 45 wurde dieser Kapellenbau zerstört. 

Die Liboriuskapelle wurde im Jahre 1950 wieder aufgebaut. Der am 5.August 1951 geweihte Zentralbau von Architekt Jules Schneider aus Idar-Oberstein, wurde aus gelben Sandstein gebaut. Sein Inneres belichten zwei Fenster und ein Okulus in der Oststirnwand. Im Glockenturm ist ein kleines Glöcklein mit der Inschrift: „ Mit meinem Klang rufe ich alle Wanderer in Europa und der weiten Welt „ Grüß Gott“ zu“.

Von hier aus hat man einen schönen Blick auf Echternach und seine Umgebung. Eine neu aufgestellte Tafel vor der Kapelle erläutert den weiten Panoramablick ( auch in Blindenschrift).

 

     heutige Kapelle von 1951

 


   Blick auf Echternach

  Tastmodell zur Kapelle und Umgebung



Die Kapelle von 1950 wurde auf den Fundamenten der Kapelle von 1901 aufgebaut. Der ursprüngliche  Fliesenboden wurde erhalten.


In unmittelbarer Nähe der Liboriuskapelle befindet sich eine Einsiedlerklause, die schon im 16. Jhdt. bewohnt wurde. Die Klausner sind seit 1726 namentlich bekannt und wurden von der Abtei Echternach bestimmt.
Bewohnt wurde sie - immer mit Unterbrechungen - von Einsiedlermönchen bis ins Jahr 1783, in dem alle beschaulichen Orden aufgehoben wurden. Erhalten sind Reste dreier in den Fels gearbeiteter Räume mit Treppen, einem Fenster, gemauerten Tür-einfassungen und einem Weihwasserbecken, das aus dem Fels gearbeitet wurde. 
Zur Klause gehörten heute noch sichtbare Terrassengärten und ein kleiner Weinberg.











Wendet man sich von der Kapelle kommend nach rechts geht es ein Stück entlang des steilen Felsabbruchs des Sauertals mit weiteren Aussichtsstellen.








Ein Gedenkstein trägt seit November 2005 eine Bronze-Plakette:  Dr. Jean Friedrich, Mitbegründer und langjähriger Präsident des deutsch-luxemburgischen Naturparks, wurde durch das Benennen einer Aussichtskanzel mit seinem Namen geehrt. So war Friedrich maßgeblich an den Vorbereitungen zur Gründung des deutsch-luxemburgischen Naturparks am 4. Mai 1963 und dessen Errichtung durch einen Staatsvertrag zwischen Rheinland-Pfalz und Luxemburg am 17. April 1964 beteiligt. Der deutsch-luxemburgische Naturpark war übrigens der erste grenzüberschreitende Naturpark in Westeuropa. Friedrich war langjähriger Präsident im Wechsel mit dem deutschen Staatssekretär Konrad Schubach.  





Kurz vor dem Treppenabgang des Wanderweges kommen wir zu einem weiteren, wuchtigen Gedenkstein für Peter Fassbender. Er war Bürgermeister in Echternacherbrück und gleichzeitig Amtsbürgermeister der Bürgermeisterei Bollendorf mit Sitz in Echternacherbrück ( 1896 - 1922). Im Frühjahr 1898 hat Bürgermeister Peter Fassbender die erste Ortsgruppe des Eifel-Vereins  im Sauertal gegründet. Er war begeisterter Botaniker: ihm zu Ehren wurde eine Orchidee benannt: Ophrys fassbenderi – eine Varietät von Bienen- und Hummelragwurz ; zuerst von ihm bei Echternacherbrück gefunden. Er war federführend auf dem Gebiet der touristischen Zusammenarbeit des Eifel-Vereins und dem Echternacher Verschönerungsverein.

Rechts und links der Treppe ( 1953 als Zuwegung zur Kapelle gebaut ) finden sich im Frühjahr unscheinbare, braune Pflanzen: die Vogelnestwurz-Orchidee. Die Pflanze ohne Blattgrün ( Clorophyll) ist ein Voll-Schmarotzer, die notwendigen Nährstoffe werden von einem Pilz erzeugt. Der Name geht auf die vogelnestartige Form des Wurzelstocks zurück. 





Der Wanderweg 63 knickt in der Mitte der vielen Treppenstufen, die seit 1953 den Aufstieg zur Kapelle erleichtern, nach rechts ab und verläuft unterhalb der steilaufragenden Sandsteinformationen. 

Die Südeifel enstand im Trias-Zeitalter und streckte sich über den Zeitraum von etwa 251 bis etwa 201 Millionen Jahren vor heute.  „ Trias “  ( = 3 ) wegen der hier auffälligen Dreiteilung Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Der bis zu 80 m mächtige Sandstein liegt auf einer wasserundurchlässigen Keuperschicht ( bunte, bröckelige Tongesteine ) auf.  Unter Druck und mit Hilfe von Wasser „ wandern“ große Sandsteinblöcke auf der Tonschicht, bilden Hohlräume, tiefe Schluchten ( Teufels-schlucht ) und zerbrechen letztendlich. Die Flurbezeichnung „ Graacht“ des Wanderweges in diesem Bereich bedeutet  „Graben“ , den wir im Verlauf des Weges auch deutlich sehen und eine „ Rutschung“ des Sandsteins darstellt.
Im vorletzten Jahrhundert wurden in diesem Bereich auch Steinbrüche betrieben.





Rechts führt ein steiler Pfad nach oben zur Einsiedelei und zur Kapelle zurück. 

Wer genau hinsieht findet an der Strecke noch einige behauene Formsteine der Kapelle von 1901, die beim Neubau 1951 keine Verwendung mehr fanden. 







Im lichten Mischwald mit Buchen, Kirschbäumen und Kiefer blühen ab April verschiedene, auffällige Orchideen. 

Im weiteren Verlauf geht es über den Geröllschutt der ehemaligen Steinbrüche unterhalb der Felsen weiter. Besonders gut sieht man in der laubfreien Zeit ab November die bunten Gesteinsbänder an der Abbruchkante. Mergel, Keuper und Sandstein wurden im Trias angeschwemmt, durch die unterschiedliche Steinhärte erodieren die Schichten und bilden Höhlen, Nischen und tiefe Spalten.







Immer wieder lösen sich größere Felsen, rollen herunter und verändern den Bewuchs, schaffen neue Lichtungen, in denen dann junge lichthungrige Pflanzen wachsen.


  Lichtnelke

  Ehrenpreis



Ein Hohlweg führt in den Fichtenbestand und endet in dem breiten Fahrweg der vom Ortsteil Fölkenbach aufwärts zur Kapelle führt. Rechts neben dem Weg plätschert, murmelt und gurgelt der Fölkenbach, der in alten Karten als „ Freckenbach “ eingetragen ist.




     ehemals Freckenbach - jetzt Fölkenbach



Das im Sommer unscheinbare Bächlein hat sich ein tiefes Kerbtal geschaffen. Bei Starkregen kann sich der mitunter kaum zusehende Bach in ein reißendes Gewässer verwandeln. 

 


 



Text aus VG Nachrichten 23.8.1984, Autor: Pütz

das Datum im Artikel  ist nicht korrekt, das Unwetter war am 21.5.1908


Ein kurzes Stück Weg weiter sehen wir rechterhand eine Staumauer. In den 1920er Jahren wurde die weiter unten liegende Fabrik modifiziert. Als Energieträger trieb der Fölkenbach einen Generator an und produzierte Strom. Die kleine Stausee diente als Puffer bei geringem Wasserstand. Direkt nach der kleinen Holzbrücke ist noch eine alte Quellfassung zu sehen. Auf der linken Seite rauscht der Fölkenbach über eine  harte Gesteinstufe die einen höheren Kalkgehalt hat und der Erodierung des Wassers mehr Widerstand bietet.






Über Treppen durch einen Hohlweg geht es jetzt steil hoch zum Plateau zurück. Am Wegweiser können wir uns orientieren und einen direkten Weg zum " Ernzer Hof " nehmen. Links oberhalb sehen wir im Wald versteckt das „ Haus Hubertus“ - heute ein Pferdegestüt, früher Hotel und Restaurant.





Auf dem breiten Waldweg nähern wir uns wieder der steilen Abbruchkante mit verschiedenen  Aussichtspunkten ins Sauertal. Direkt vor uns liegt der Ortsteil Fölkenbach, früher aus den Wohnplätzen „Echternach Fähre“ und „ Fölkenbach Mühle “ bestehend.

  Aufnahme  2017

  Postkarte von 1975



Vorsicht am ungesicherten Plateaurand !

Ein gesicherter Zugang führt zum Aussichtspunkt  „ Rabenbank “ oder auch „ Teufels-Tisch “. Die seit dem 10. Jhdt. bekannte Springprozession aus Prüm und Waxweiler führte zu früheren Zeiten  von  Schwarzenbruch über die Schankweiler Klause, Ferschweiler, Ernzen zu dem sonderbaren Felsen. 
Dieser gewachsene Felsblock mit Öffnung  ist ein sogenannter „ Durch-kriech-Stein “ . Wer nach langer Pilgerwanderung durch dieses enge Loch durchkrabbelt wird „ neu geboren “ und ihm werden seine Sünden vergeben. 
Ein archaischer Ritualplatz in der Jungsteinzeit und der Kelten ist für diese besondere Stelle anzunehmen.







Nach dem Aussichtspunkt ist es nicht mehr weit bis zur Liborius-Kapelle. Kurz vor dem Ziel sind Metallplatten am Boden  zu sehen, die im Rahmen der Kunst - Installation "land-art"  im Deutsch-Luxemburgischen Naturpark installiert wurden







Der Wanderweg 63 - ein Weg durch Geschichte, Kultur und Natur - endet hier. Hunger und Durst kann man am " Ernzer Hof " - einem alten Gutshof der Abtei Echternach - 400 m entfernt, von Ostern bis Herbst stillen.









Der Wanderweg 63 ist Teil der Wanderwege: 

Matthiasweg:  Dieser Hauptwanderweg ist nach den Nord-Süd-Pilgerwegen zum Grab des Apostels St. Matthias in Trier benannt.

Willibrordusweg: Dieser Hauptwanderweg (HWW) des Eifelvereins erinnert an die Missionstätigkeiten des hl. Willibrordus, des Begründers des Klosters in Echternach